1. Happy Mid-autumn-festival

… acht Entwuerfe, vier Wochen, 1000 Erlebnisse, … und immer noch kein Blogeintrag.


Aller Anfang…

…und deshalb beginne ich (mal wieder) mitten drin.

Wochenende, das Vierte und ein ganz besonderes. Es ist Mid-autumn-festival. Es ist wirklich erstaunlich wie schnell man eine Tradition als seine eigene akzeptieren kann. Ich bin mir sicher, dass ich jedes Jahr Mid-autumn-festival feiern werde. Es gibt mehrere Geschichten hinter dieser Tradition. Mir wurde sie so erzaehlt:

Lange vor unserer Zeit gab es zehn Sonnen sie waren gemeinsam so heiss, dass eines Tages die Ernte zu verdorren begann. Ein mutiger junger Mann der fuer seinen aussergewoehnlichen Bogen und seine Faehigkeiten mit diesem im ganzen Land bekannt war, wurde von dem Jadekaiser dazu beauftragt das Problem zu loesen. Er zog los auf den Gipfel eines Berges und schoss neun Sonnen vom Himmel. Der letzten aber befahl er jeden Tag pünktlich auf- und unterzugehen. Fuer seine tapfere Tat bekam er von einer Goettin die Pille der Unsterblichkeit geschenkt. Sobald man die Haelfte einnahm lebte man ewig. Der Kaiser wollte diese Pille um jeden Preis haben. Und so brach er in das Haus ein um sie zu stehlen. Doch die Frau des tapferen Mannes war zu Hause. Chang’e, jung, bildschoen, mit porzellanfarbener Haut. Sie versuchte mit allen Mitteln die Pille zu verteidigen bis der Kaiser, mit einem Speer bewaffnet, ihr mit dem Tode drohte. Sie wusste sich keinen Ausweg mehr und so schluckte sie die Pille. Doch anstatt unsterblich zu werden stieg sie zum Mond auf. Ihr Ehemann war verzweifelt weil der Himmel sie trennte, doch an einem Tag im Jahr durften sie sich wieder sehen. Am Mondfest.


Lampinons kaufen, mit Freunden verabreden, Essen vorbereiten. Schon die ganze Woche haben wir uns darauf gefreut, (was aber auch an dem zusaetzlichen freien Tag am Montag liegen koennte) und Sonntagabend war es dann soweit.

18:30 Wir, meine Roomies, einige Freunde und ich, fuhren an einen Ort, der so chinesisch ist, das ich seinen Namen nicht aussprechen, geschweige denn ausschreiben kann. 1,5 h vom College enternt, irgendwo, andere Seite von HongKong, an einem Fluss, einer Promenade und etwas Park aehnlichen.

Dort trafen wir zuerst einen Freund aus HongKong und gingen zu seiner Wohnung um Getraenke, Kerzen,… zu holen. Die Wohnung war im 7. Stock und unglaublich winzig. Ein Raum fuer die Kueche, einer fuer alles andere, Bad und 3 m^2 Schlafzimmer.

„Warme Herbstnacht“ (= heisser Sommertag in Deutschland), ausgelassene Stimmung, Lichter, Laternen, Kerzen und Kinder mit Leuchtstaeben. Hauptaktivitaeten: reden, essen, in den Nachthimmel schauen, Kerzen in Lampignons anzuenden, Lampignons anzuenden 😉 und wieder Essen. Der Mond war leider kein Blutmond, rund, weiss und meistens von Hochhaeusern verdeckt… Sterne sucht man hier in HongKong vergebens. Dafuer sah ich das erste Mal in meinem Leben einen dieser riesigen, verbotenen, wunerschoenen, fliegenden Ballon-Laternen.


Neue Gerichte: Pomelo aehnliche Frucht, Tarosnack, suesses Gebaeck mit Bohnen und gruenem Tee, getrocknete schwarze Pflanzenteile (die man vor dem Essen aufbricht um dann das nussig, eigenartig riechende, weisse Innere zu essen), MOONCAKE

Mooncake: Traditionell handgefertigter, kleiner Kuchen der zum Mid-autumn-festival gegessen wird. Er besteht aus einer duennen Teigschicht, Lotusfuellung in der sich ein Eigelb befindet (das Ei wird in Salz eingelegt und nach einiger Zeit wird die Schale und das Eiweiss entfernt, soweit ich es richtig verstanden habe…). Der Preis haengt von der Anzahl der Eigelbe ab. Mooncake ist sehr kompakt und nicht jedermans Sache, daher gibt es auch moderne Varianten mit Eis- oder Fruchtfuellung.


  • Nachts kann man mit der MTR eine Strecke in der halben Zeit schaffen. …und wenn man dann noch barfuss zum College rennt, schafft man es annaehernd puenktlich zu sein ;D…
  • Um zwei Uhr schmeckt Mooncake am besten
  • Man versteht mich, wenn ich Happy Mid-autumn-festival auf kantonesisch sage 🙂
  • 205 ist das beste Zimmer
  • Ich vermisse das Volksfest nur gaaaaaanz bisschen

Danke, fuer das eindrucksvolle erste Mid-autum-festival

…Fotos folgen…

Zero-/First-Year Treffen 2015

Sooo, genug gewartet! Weiter geht´s mit den UWC Vorbereitungen.

Das Ereignis zu dem mein Weg führte war das Zero-/First-Year Treffen in Berlin, oder zumindest nahe bei Berlin. In den Orga-mails angeprießen, als DAS UWC-Erlebnis schlechthin. „Eines der wichtigsten und schönsten Teile der UWC Erfahrung und Gemeinschaft“. Wir werden sehen…

Für mich fing DAS Erlebnis schon am Bahnhof an. Alleine, mit Koffer oder Tasche, suchend umschauend oder in kleinen Grüppchen, lachend redend über den Bahnsteig laufende UWC-Schüler. Immer noch erschöpft übersehe ich all diese Menschen, bis Emma und Fiona an mir vorbei laufen. Kopfheben, aufspringen, „Hallooooo“. Wir drei haben schon am Auswahlwochenende ausgemacht uns wiederzusehen, am Zero-/First-Year Treffen… es hat geklappt. Jetzt geht es los: begrüßen, umarmen, vorstellen, lachen, austauschen… Soviele neue Gesichter, neue Menschen, bei denen man nach zwei Minuten das Gefühl hat sie schon lange zu kennen. Auch wenn ich weiß, dass dem nicht so ist, weiß ich auch, dass ich sie irgendwann lange kennen werde.


Ein vielversprechender Anfang, ein Vorgeschmack, auf ein ganz besonderes Wochenende:

Wer bin ich?

Ja, das habe ich mich schon oft gefragt und darüber sollte ich jetzt mit jemandem sprechen der Sophie heißt. Einfach so. Für die nächsten Tage sollte ich die sein, die gelaufen ist. „Ich bin Olivia“ „Ah, die die gelaufen ist“ „Ja, genau die bin ich 😀 „. Ich finde es gut, die zu sein, die glaufen ist. Der größte Wiedererkennungswert liegt scheinbar nicht in meinem Aussehen, sondern in meinem Tun. Und das ist mit Dreads schon eine ziemliche Leistung :).

Ein Wochenende voller Spiele, Gespräche, Infos, Essen, Briefe, Spaß, Gedanken… Und doch waren drei Dinge von besonderer Bedeutung für mich: Briefe schreiben, schweigen und reden.

Fangen wir an mit dem Briefe schreiben:

Eine Leine zierte vier Tage lang den großen freien Raum seitlich vom Hauptgebäude. An dieser Leine hingen Briefkuverts, blau,gelb, rot, jedes mit einem Namen darauf. Meines war gelb, Aufschrift Olivia, hing mittig. Auf der Fensterbank daneben lag weißes Papier und grüne, schwarze, blaue, rote Marker. Sobald ich Zeit hatte schrieb ich. Etwas das aufmuntert, bestärkt, was ich an ihr mag, was ich ihm für das nächste Jahr wünsche. Und so füllten sich die Umschläge, keiner blieb leer. Wenn ich wieder im Vorbereitungschaos versinke und mir alles über den Kopf wächst, hole ich das gelbe Kuvert hervor, Aufschrift Olivia, fische einen Zettel herraus und alles sieht wieder viel freundlicher aus. Bald ist es leer, den anderen geht es wahrscheinlich genauso. Ich werde mich gleich hinsetzen und ein Paar Zettel schreiben. An meine Co-Years, meine Mama, meine Freundin, meinen Bruder,… Jeder kann so einen Zettel mal gebrauchen.

Ich schrieb auch einen Brief an mich. Drei doppelte DinA4 Seiten. Ich habe mir viel zu sagen. Und trotzdem beginnt hier das schweigen. …_________… . Zum Schweigen hatten wir zweimal Zeit. Einmal beim zurücklaufen von einem See, das andere Mal eben beim Briefe schreiben. Was ich geschrieben habe weiß ich nicht mehr so genau, ich werde es nächstes Jahr erfahren. Das Gefühl war ähnlich wie beim Laufen. Die Gedanken sind geordnet, die Erlebnisse reflektiert, die Wünsche und Erwartungen kronkret formuliert. Schreib dir mal wieder, du wirst überrascht sein was dabei entsteht. 😉

Das Schweigen war vorallem deshalb so wichtig, weil man sich sonst dafür keine Zeit nahm. Ruhe bis ungefähr sieben Uhr, doch nach dem obligatorische „Guten Morgen“ gab es keine Pause mehr. Beim Frückstück; über den letzten Tag, auf dem Weg zu den Räumen; über Fotografie und Versagensängste, beim Warten; über die Wahlergebnisse und -prognosen, während der Gruppenarbeit; über Interpretationen von Kunst und wie interaktiv Kunst sein kann, beim Briefe schreiben; über Tipps fürs Internatsleben, bei den Präsentationen; über das Schulsystem, bei der Wanderung; über die Rechtfertigung wenn einem Elternteil „die Hand ausrutscht“, am Lagerfeuer; über Dreads… usw. von dem besten Kartoffelsalatrezept, über Gedankenexperimente von einem gemeinsamen Gehirn, bis hin zur Debatte zur Legalisierung von Cannabis war einfach alles dabei.

Mit jedem konnte man lachen, mit jedem diskutieren, von jedem lernen und selbst etwas vermitteln. Es ist überwältigend so konzentriert so vielen interessierten, informierten, offenen Menschen zu begegnen. Letzendlich sind es wirklich die Menschen, die UWC ausmachen.

U W C - Danke, für die tolle Zeit.

Danke, für die tolle Stimmung, die Zeit, die Erfahrungen, für Gespräche und alles andere.

…nächstes Jahr wieder…

Wer, Wie, Was, *klatsch*klatsch*…

Es ist wohl wieder Saison. Sie kommen wie aus dem Nichts, vereinzelte Foreneinträge sind ihre Vorboten. „Welche Themen habt ihr für eure Vorträge gewählt?“. 2 Tage Nichts, dann eine Antwort… und noch eine, eine weitere Frage… es wurde etwas losgetreten. Etwas, dass die ganze Unsicherheit, die Vorfreude, den Wunsch nach Austausch und das ungeduldige Warten offen legt. Wie eine Lawine stürzt es über Blogs, Foren, Youtubekanäle und Facebookseiten herein. Die neue UWC Bewerbungsrunde wurde eingeläutet.

  • Guten Tag Emma, ich folge deinem Blog bereits eine ganze weile sehr Interessiert. Ich wollte dich mal fragen was du an Hobbies und Freizeitaktivitäten vor dem UWC gemacht hast. Liebe grüße Fabian.

Als ich dieses Kommentar gelesen habe wurde ich in meine eigene Bewerbungsphase zurückversetzt. Auch wenn ich gerade selbst eine unglaublich aufregende Zeit erleben darf weiß ich, dass ich diesen Blog unteranderem für „zukünftige Bewerber“ angefangen habe, um euch da draußen Informationen und einen Ansprechpartner zu bieten. Ich möchte diesen Eintrag nutzen, dieses Jahr die unsicher bis hysterischen Beiträge zu reduzieren und euch wenigstens etwas Ordnung und Gelassenheit mitzugeben.

Danke, an alle Blogbesitzer, Alltagsautoren, Pausenpoeten und Freizeitfotografen die mitmachen werden.


Hier sind 10 Fragen, die ich damals beantwortet haben wollte:

1. In zwei Sätzen: Wer bist du und warum beantwortest du diese Fragen?

Darf ich vorstellen: Olivia (17), pragmatische Idealistin, verpeilter Perfektionist, unverbesserlich optimistisch realistisch und, nach erfolgreicher Bewerbung, bald Schülerin des Li Po Chun Colleges (UWC) in HongKong. Ich beantworte die Fragen… …weil ich sie selbst gestellt habe, damals wie heute.

2. Wieso hast du dich damals dazu entschieden dich zu bewerben?

Ich erfuhr erst im Juli 2014 von UWC und hatte Mitte September damit abgeschlossen, scheinbar akzeptiert mich nicht bei UWC zu bewerben. Das Geld würde nie reichen, meine Mutter war zu der Zeit in der Klinik, die Oberstufe vereinnahmte mich immer stärker, alles änderte sich und ich wusste nicht, ob ich überhaupt auf ein UWC gehen könnte. Ich würde wohl immer ein verwaistes Nutzerprofil mit unvollständig ausgefüllten Antwortkästen bleiben.

Die Begeisterung für das Konzept hinter den United World Colleges aber blieb. Und so rückte der Einsendetermin immer näher und verstrich schließlich. Chance vertan. NICHT! Einen Tag später schaute ich auf die Seite… …UND DIE BEWERBUNGSFRIST WURDE VERLÄNGERT.

– Du wirst nie wissen ob es funktioniert hätte, wenn du es nicht versucht hast! – (Jemand der Recht hat, damit aber ziemlich nervt.)

3. Selbstzweifel: Mache ich genug? Bin ich gut genug? Was machen die anderen? Sind sie deshalb besser?

Ja! Auf jeden Fall! Hoffentlich ihr eigenes Ding! Nicht wenn du auch dein Ding durchziehst!

Du spielst nicht für die Bewerbung Trompete. Du skatest, singst, fotografierst nicht für die Bewerbung. Du hilfst nicht wegen einer Bewerbung beim Gottesdienst oder der Hausaufgabenbetreuung. Du tust es weil es dir Spaß macht, weil du darin einen Sinn siehst, weil es einfach dein Ding ist. Zeige das auch in deiner Bewerbung. Auch wenn du meinst zu wenig zu machen, hast du immer noch deine Meinung und Gedanken. Wer sagt denn, dass Nachdenken kein interessantes Hobby ist?

Ich habe damals eine Menge Dinge angegeben: Ehrenamt bei der Tafel, Fußball, Jugend Forscht,… und ich habe alles gerne gemacht, es war Leidenschaft oder Zeitvertreib. Nachdem ich mit voller Begeisterung die neunte Aktivität beschrieb, hatte ich sogar die Sorge, dass es unrealistisch erscheinen könnte. Aber das war nun einmal ich. Und so wurde aus der Neunten eine Zehnte, eine Elfte…

Wie ihr oben gelesen habt, habe ich mich seeeehr kurzfristig beworben, deshalb lag mir nur mein altes Halbjahreszeugnis vor. Mit einer 5. In Mathe. Dem Fach das ich immer geliebt habe. Mit dem ich mich in meiner Freizeit beschäftige. Aber da stand eben eine 5. Pech gehabt. Die 4 in Englisch und Französisch störte mich da schon nicht mehr. Erklären, warum die außerschulischen Aktivitäten mit den Noten im Kontrast standen, oder dass man oft krank war, dass man sich im Endjahreszeugnis überall um 1-2 Noten verbessert hatte, konnte man nicht. Aber das war nuneinmal ich.

Lasst euch durch Notenschnitte oder ständigem vergleichen mit den anderen Bewerber nicht abbringen. Es werden Persönlichkeiten gesucht. Menschen voller Begeisterung für das Konzept, voller Motivation und Tatendrang. Du wirst gesucht.

4. Unklarheiten bei der Bewerbung, was wollen die von mir?

Beschreibe deine Rolle in einer konkreten Gruppensituation… so oder so ähnlich brachte man mich komplett durcheinander. GRUPPENSITUATION hat mehr als 15 Buchstaben, das muss doch ein Fachwort sein. Was genau stellen die sich also darunter vor? Und warum konkret? Und überhaupt! Heute kann ich darüber schmunzeln, wie ich das Internet nach einer Antwort durchsucht habe. Beantwortet die Fragen, wie ihr es für richtig haltet, wenn ihr nicht wisst, was ihr für richtig halten sollt, schreibt jemanden an der das Alles schon hinter sich hat.

1000 Zeichen! Hier ist klar was sie von mir wollen, eben höchstens 1000 Zeichen. Aber WARUM? Warum zählen Satz- und Leerzeichen? Nehmt es so hin. Beschränkt euch auf die Kernaussage und formt sie zu einem prägnanten Text, keiner erwartet eine Doktorarbeit, man erwartet 1000 mit bedacht gewählte Zeichen.

Zeichenzähler (zwischenspeichern nicht vergessen)

5. Welche Fragen hast du dir damals gestellt und was sind die Antworten, die du heute kennst?

1. Das Wunsch College: Meine Angabe war neuer Kontinent, neue Kultur, Politik. Ich wäre heute auch mit allem anderen zufrieden.

2. Das Geld: Bei mir konnte alles reibungslos geklärt werden.

3. Die Anderen: …wirst du früh genug kennen lernen.

4. Das Stiftungsbüro: …darf immer kontaktiert werden.

5. Rückzieher: Sind möglich, aber nicht nötig.

6. Bewerbung in der 11.: Man verschwendet KEIN Jahr, es wird einem geschenkt!

7. Kein Whats App und so?: Ich habe nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben.

8. Die vielen Fragen: Werden sich (objektiv betrachtet) rechtzeitig klären.

6. Positive Erinnerung: Was war in der Bewerbungsphase besonders witzig/schön/interessant/…?

Ich habe mich mit mir selbst auseinandergesetzt. Es tut gut, sich über sich selbst im Klaren zu sein. Alleine die Bewerbung auszufüllen ist ein Erlebnis für sich und selbst wenn man nicht das passende Alter hat sollte man sich ab und zu fragen: Was war ein wichtiges Erlebnis in meinem Leben? Was will ich später einmal machen? Wie stehe ich zu einem aktuellen politischen Thema? Wir alle machen das unbewusst immer und immer wieder, aber diese Gedanken präzise zu formulieren und aufzuschreiben tun wir seltenst.

Also der Aufruf: Geh die Bewerbung durch, füll sie aus, schick sie ab.

7. Negative Erinnerung: Was war anstrengend/nervig/…?

Gutachten! Wie erklärt man seinen Lehrern am besten, dass man innerhalb von zwei Wochen ein Gutachten für die Bewerbung an einem UWC braucht? Ich habe das Glück, die letzten Jahre unglaublich interessierte Lehrer zu haben. So habe ich meine Gutachten noch pünktlich bekommen, wenn auch mit dem einen oder anderen Kommentar. Danke, Danke, Danke an meine Gutachtenverfasser. Kümmert euch gleich am Anfang darum, es ist schrecklich nur warten und hoffen zu können.

8. Jeder erinnert sich daran: Willst du die Bewerbung so abschicken? Ja!

Ja, ja, der Moment ab dem man die Kontrolle verliert, es liegt nicht länger in meiner Hand. Ich habe nicht aus freien Stücken entschieden die Bewerbung abzuschicken, ich habe nicht gesagt: „So, jetzt bin ich zufrieden.“. Ich habe die Bewerbung am 15.12.15 um 23:42 (MEZ) abgeschickt. 3min vor Einsendeschluss. Warum? Na, weil ich meine gesamte Bewerbung an drei Tagen geschrieben habe, durchgehend. Ich war in dieser Nacht außerdem erkältet und war einfach nur erleichtert fertig zu sein. Danach habe ich mir eine Suppe gemacht und bin eingeschlafen. Bis zum nächsten morgen hatte ich sogar verdrängt, dass ich mich wirklich beworben habe und war eine ganze Woche krank :D. Ob ich es wieder so machen würde? Natürlich nicht! Nimm dir Zeit dafür, aber erwarte nicht, dass es perfekt wird.

9. Wie hast du gewartet? Du wurdest angenommen, aber warst du auch auf eine Absage vorbereitet?

Als meine Erkältung endlich überwunden war fing das Warten an. Ich hatte mir vorgenommen einfach weiter zu machen wie bisher, trotzdem erwischte ich mich manchmal mehrere Mal am Tag dabei, wie ich an das Antwortschreiben denke. Mitte Januar müsste es doch soweit sein? Ich gehe auf ein Internat und bin immer und immer wieder zwei Wochen nicht Zuhause, was wenn da der Brief kommt? Freitagabend ruft mich meine Schwester an: Es ist soweit! Ich höre zu laute Musik um mich abzulenken. Mein Bruder öffnet den Brief. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so gespannt bin. „Wir freuen uns ihnen mitteilen…“ ich höre nicht weiter zu. Tränen der Erleichterung.

Ich war auf Nichts vorbereitet! Ich konnte mir nie erklären, warum ausgerechnet ICH in diesem Moment so reagiert habe, sogar die Zusage HongKong habe ich besser aufgefasst.

10. Drei Dinge die du den zukünftigen Bewerbern mit auf den Weg geben möchtest:

Tu es!, egal wie sehr du gerade noch zweifelst. Du wirst dich nie fragen müssen, „Was wäre gewesen wenn?“.

Nimm es mit mehr Gelassenheit. Auch eine Absage ist kein Weltuntergang. Ich hoffe, dass jeder von euch etwas findet, das ihn erfüllt, für das er sich einsetzen möchte und das ihn weiter bringt. UWC ist nur eine Möglichkeit.

Sei du selbst! An allem Anderen wirst du kläglich scheiter. 😉

Noch mehr Antworten von meinen wundertollen Co-Year-Bloggern:

uwcflyaway – Fiona

merlinboschcollege – Merlin

conversationswithpolluxandmypillow – Emma

kevinuwcsingapore – Kevin

2gloomy4uwccc – Fabian

Die Antworten all der jenigen, die keinen eigenen Blog haben: *klick*

Wenn ihr weitere Fragen habt oder unsicher seid, scheut euch nicht davor uns anzuschreiben.

…und wer weiß, vielleicht bist genau du, da draußen, vor dem Bildschirm, mein zukünftiger First-Year…

4. Tag Berlin

Die ersten Minuten des Tages: Aufstehen, anziehen, raus aus dem Haus. Und irgendwann später: langsam aufwachen…


Es war kurz nach fünf als ich verschlafen das Haus verließ. „Normale“ Menschen gehen unter der Woche anscheinend Arbeiten, und das um kurz nach fünf. Wohin jetzt? Um 16:00 wollte ich da sein, nicht in Berlin, sondern einige Kilometer weiter, Jugendbildungsstätte nannte man das. Also musste ich spätestens um 15:00 am Bahnhof sein. Könnte knapp werden. Also Zugfahren? Jain, gezwungenermaßen setzte ich mich für 18min, zusammen mit Pendlern und Schulkindern, in den RE nach Teltow, nur bis nach Teltow. Da angekommen begab ich mich auf Nahrungssuche. Randnotiz: Tiefkühlgemüse erzeugt kein langanhaltendes Sättigungsgefühl!

Auf einmal schmelzen die Kilometer nur so dahin. 20, 19, 18, 17, es ist mittlerweile 9 Uhr, ich bin in BERLIN. Kein Feuerwerk, Konfetti, Begrüßungskomitee. Dafür aber verdampfender Regen der das Sonnenlicht streut, Holunderblütenduft und ein, von kräftigem Grün gesäumter, Weg Richtung Hauptbahnhof. Die Euphorie beginnt. Jeden Tag an eine Grenze gestoßen und jetzt scheint das Ziel erreicht. Die Euphorie erreicht ihren Höhepunkt. Der Entschluss: Ich werde bis zum Hauptbahnhof laufen. Ich werde die letzten Kilometer und Schritte genießen. Ich werde… Berlin gewaltig unterschätzen!

„Mein“ Dorf hat 1.860 Einwohner, die nächst größere Stadt ist 4km entfernt, sie hat 32.960 Einwohner, die nächst größere Stadt… ich könnte so weiter machen, aber um die Einwohnerzahl von Berlin zu erreichen müsste ich noch einige Städte weiter gehen.

Lange Rede kurzer Sinn, ich bin länger durch Berlins Stadtteile gelaufen, als ich durch unseren Landkreis laufen könnte.

3km, 2km, 1km, ich komme am Bahnhof an und… | Hier fängt eine neue Kategorie an: UWC Vorbereitung

3. Tag Trebbin

„WOHL IST DEM DER DANN UND WANN WAS GANZ VERRÜCKTES MACHEN KANN“

– ein weises Türschild, Jüterbog 2015 –


Verrückt?

Mehr oder weniger spontan nach Berlin laufen: Nicht für mich!

Keine Karte/Handy/Ahnung haben: Vielleicht für andere!

Jonglierend mehrere Kilometer zurück legen: Ach was!

Sich auf einem Sofa am Straßenrand ausruhen: Die Autofahrer haben bestimmt aus einem anderen Grund gehupt!

Mit „fremden“ Menschen sprechen/mitfahren/…: Seit wann ist DAS verrückt?

Den angebotenen Schlafplatz nicht ausschlagen: Das Gegenteil wäre verrückt gewesen!

Mitteilen, dass ich kein Fleisch essen möchte: Für meinen Gastgeber auf jeden Fall!

Habe ich in den vier Tagen überhaupt etwas Verrücktes getan? Meiner Meinung nach nicht, Schade. Andere sehen das Anders. Aber warum? Weil ich spontaner bin? Weil für mich Unbekanntes kein Grund ist Angst zu haben? Weil ich mache was ich gerade für richtig halte? Weil ich auf Menschen zugehe?


9:30 aufstehen, ich merke wie die Motivation dazu sinkt, sobald ich in einem warmen, weichen Bett liege. Los, lauf! Nö! Ich habe am Wochenende Keulen ausgliehen bekommen und es wäre doch Schde, wenn die nicht genutzt werden. Eine Grundschulklasse kommt vorbei: „Oh!“ „Wow, guck mal was die macht.“ „Krass!“ „Hallo du da, wie machst du des?“…

13:00 Ich bin dann mal weg. Raus aus Jüterbog. Richtung? Trebbin! Heute lasse ich es ruhig angehen. Mittagessen? Mangoeis!

13:30 Bälle auspacken, der Radweg ist eben und wenig befahren, 7km? 6 drops! Bälle einpacken und noch 11km dank möglichst vielen Umwegen.

17:30 Ortsschild Luckenwalde. Einmal quer durch Luckenwalde. Lächeln, grüßen, Geld abheben, Buttermilch kaufen, Strohhalm „klauen“.

18:00 Meine Beine sind schwer, meine Erkältung macht sich also doch noch bemerkbar. Danke dafür. Und was steht am Ortsausgang?

Sperrmüll? Sollte es wahrscheinlich sein, sieht aber nicht danach aus. Bündig zum Straßenrand steht ein Sofa. Dunkelstbrauner Kunstlederbezug, modern, die Sitzfläche etwas abgescheuert, abgeflachte Armlehnen. Danke an die ehemaligen Besitzer, aber jetzt gehört es mir. Ich habe es gefunden, ich darf es behalten. Rucksack abstellen, Beine hochlegen. Nur ein Paar Minuten ausruhen und schon hupt das erst Auto, der Fahrer grinst. Eine Radfahrerin winkt. Die Mutter erklärt ihrem Sohn weshalb da jemand auf einem Sofa am Straßenrand liegt, schade dass ich ihre Erklärung vergessen habe :).

18:30 Eingeschlafen! Sowas passiert auch nur mir. Naja, noch 20km, wenn ich in eine andere bewohnte Gegend möchte. Und das möchte ich. Aber mit einem Sofa kommt die Bequemlichkeit, Daumen raus!

18:31 Gleich das erste Auto hält. Trebbin? Ja, klar! Nicht gleich nach Berlin? Nein, dieses Gefühl lasse ich mir nicht nehmen, ich werde das erste Mal Berlin sehen!


Die Sache mit den Menschen…

SIE SIND ÜBERALL! Egal ob in Städten und Häusern oder in Dörfern, Gärten und Straßen. Manchmal treiben sie sich auch im Wald herrum. Sie sind vor mir, aber auch wenn ich die Richtung ändern würde bekäme ich sie zu Gesicht. Links, rechts, vorne, hinten. Ich lächel sie an, weil ich mich freue sie zu sehen. Sie erzählen mir Geschichten und sind neugierig. Mit ihnen erlebt man die schönsten/verrücktesten/bewegendsten Momente im Leben. MENSCHEN.

Viele können es kaum glauben, aber unbekannte Menschen entführen, morden, stehlen, und vergewaltigen nicht häufiger als man selbst!

1/3 Grundvertrauen + 1/3 Menschenkenntnis + 1/3 Offenheit = 3/3 Naivität oder spannende/lustige/… Begegnungen mit, bis dahin „fremden“, Menschen

… wer hat mich also nach Trebbin mitgenommen? Ein Chorleiter aus Berlin. Er war selbst schon mal in HongKong, Tournee. Nettes Gespräch, bewundernde und bestärkende Worte (danke dafür), und schönen Abend noch.

Jetzt bin ich also in Trebbin. Einmal kreuzundquer ablaufen. Wo schlaf ich hier am besten? Fragen kostet nichts.

Ich so: „´Tschuldigung…“

Er so: „…-berlinerisch-…“ (Es kann nicht mehr weit sein.)

Ich so: ?

Alles geklärt, ich könnte bei ihm schlafen. Warum nicht? Danke, für Dusche, Essen und Bett.

Aber das wirkliche Problem kommt noch. Ich esse kein Fleisch, nein, auch kein Fisch. Ich denke schon gar nicht mehr daran, wenn mir jemand etwas zu essen anbietet, blöd nur wenn man zwischen Flammkuchen (natürlich mit nur ganz, ganz kleinen Schinkenstücken), Pizza Hawaii und Thunfischpizza (wobei Thunfisch ja kein Fleisch sondern Fisch ist und ich es deshalb bedenkenlos essen können sollte) wählen soll.

Bestes Kommentar dazu: „Wat hastn du die janze Zet jegessen? Bei den Kühen uff die Weiden?“

Und weil Vegetarier bekanntlich nur Grünzeugs essen, bekomme ich Tiefkühlgemüse. Blumenkohl, Erbsen, Möhren und Mais. Es ist warm und macht nach dem zweiten Teller sogar satt, ich kann mich nicht beklagen.

Beitragsbild 2.Tag auf der Tour von Leipzig nach Berlin zum UWC United World College Zero-/First-Year Treffen 2015. Torbogen bei der Stadtmauer in Jüterbog.

2. Tag Jüterbog

Ihr wisst 3 Dinge noch nicht:

1. Ich habe seit einer Woche in keinem Bett mehr geschlafen.

2. Ich bin erkältet.

3. Ich habe heute knapp 60km zurück gelegt.

Es ist Zeit für: Lu|xus, der

Wortart: Substantiv, maskulin

Bedeutung: kostspieliger, verschwenderischer, den normalen Rahmen (der Lebenshaltung o. Ä.) übersteigender, nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand; Pracht, verschwenderische Fülle

Herkunft: lateinisch luxus, zu: luxus = verrenkt, ausgerenkt und eigentlich = Verrenkung (im Sinne von »Abweichung vom Normalen«)

Beispiele:

  • Ein Bett, mit einer Federdecke und einem aufgeschüttelten Kissen.
  • 3m weiter ein Badezimmer, mit einer ECHTEN Dusche aus der Wasser mit einer Temperatur von bis zu 42°C kommt.
  • Sich bei Edeka eine Tafel Ritter-Sport SalzHonigMandel kaufen.

Genieße einen Tag bewusst deinen alltäglichen Luxus und du wirst ihn (wenigstens für eine Weile) wieder als solchen wahrnehmen können.


Wenn man läuft…


Ich wurde immer wieder gefragt: „Warum läufst du?“

Warum nicht Fahrrad oder Zug fahren, Fernbus oder Auto? Also habe ich mich irgendwann selbst gefragt: „Olivia, warum genau läufst du nochmal?“. Und ich habe dadurch tatsächlich etwas herrausgefunden, nämlich dass ich keine Ahnung hatte warum.

Warum ich es mag zu laufen:

Ich bin aufgestanden und losgelaufen, 5h später habe ich auf die Uhr geschaut und bin erschrocken. 5h? es hat sich angefühlt wie eine aller höchstens zwei. Ich hatte bisher weder gegessen noch getrunken, mein Körper nahm das Alles mit erstaunlicher Gleichgültigkeit hin. Der gleichbleibende Rhythmus meiner Schritte, links, rechts, links, rechts, links… und im Gleichklang damit Atemzüge. Wenn man sich auf weiter nichts konzentrieren muss hat man die seltene Möglichkeit nachzudenken, nicht dabei gestört zu werden, sich nicht hetzen zu müssen, nachdenken ohne Ziel, sich von einem Gedanken zum nächsten zu hangeln. Wenn ich damit aufhöre, weiß ich nicht mehr an was ich solange gedacht habe und trotzdem bleiben mir 3-4 brauchbare Ideen, bleibt das Gefühl das alle Gedanken geordnet und am richtigen Platz sind und bleiben Erkenntnisse, die erst jetzt offensichtlich erscheinen.

Wenn man nicht weiß was/wo das Tagesziel ist, kann jeder Schritt zum Ziel werden. Man kann jeden von ihnen bewusst machen oder sich einfach treiben lassen. Man hat die Kontrolle über den (Um)Weg den man gehen möchte. Dazu muss ich sagen, dass ich ohne Karte unterwegs bin, ohne Atlas und Google maps.

Und wenn man dann doch einen Ort als Ziel akzeptiert hat und die Nacht dort verbringen möchte kann man zurück schauen auf einen ereignisreichen Tag, ungewöhnlich und abweichend von der Alltagsroutine. Man kann zurück schauen auf eine beachtliche Anzahl an Kilometer und innerhalb von Sekunden einschlafen, weil man heute seine Grenzen kennengelernt hat.


Szene 1: Nach dem Weg fragen (An einem Gartenzaun in der Nähe von Lutherstadt-Wittenberg)

Meine Wenigkeit: „´Tschuldigung, wie weit ist es noch bis nach Zahna?“

Der Mensch hinterm Gartenzaun: „Das ist wirklich seeeeeehr weit, du hast aber nicht vor zu laufen, oder?“

Meine Wenigkeit: „Ja, doch, klar, ich lauf. Aber das wird kein Problem sein (*hoffe ich*).“

Der Mensch hinterm Gartenzaun: „Dann wünsch ich dir schon mal alles Gute, du musst noch ganze 5km der Straße folgen.“

… und ich so 😀 …

– Gedächnisprotokoll –

1km = 1000m | 1km = fern/um die Ecke/nah/seeeeeehr weit/ein Katzensprung/…

Beitragsbild 1.Tag auf der Tour von Leipzig nach Berlin zum UWC United World College Zero-/First-Year Treffen 2015. Rucksack auf einem Steg.

1. Tag Lutherstadt Wittenberg

Es ist 7:00 Uhr, der Wecker klingelt, einmal genervt umdrehen, Kissen auf den Kopf und gekonnt ignorieren. Ich hasse früh aufstehen!

Es muss etwa 5:00 Uhr sein, die ersten Sonnenstrahlen, etwas Kondenswasser perlt von der Zeltplane, einmal tief einatmen, raus aus den Decken und raus aus dem Zelt. Ich liebe früh wach sein!


6,5 Stunden gelaufen, DAS IST ERST DER ANFANG!

Der Tagesablauf ist anders, das Bezugssystem, der Rhythmus sogar der Herzschlag scheint anders.

Das heutige Ziel war Lutherstadt Wittenberg. Eine Stadt die ich nicht kannte, die du wahrscheinlich auch nicht kennst. Die Gründe warum Lutherstadt Wittenberg seeehr sehenswert ist: Sie hat etwas mit Martin Luther, UNESCO und Geschichte zu tun, es gibt alte Bauwerke. Die wahren Gründe: Es gibt Kirschen und ein Schmetterlingshaus, einen Tierpark bei dem man Eintritt zahlen muss kann und eine öffentliche Toilette, die ihre eigene Facebookseite hat.


Die Sache mit den Kirschen…

Wenn man den ganzen Tag gelaufen ist, ist man erleichtert, wenn man den Rand der Stadt sieht.

Man ist freut sich, wenn man auf eine Anhöhe steigt und einen besseren Überblick bekommt.

Man ist glücklich, wenn man sich gegen seinen Rucksack lehnt und die letzten Sonnenstrahlen genießen kann.

… und man ist total geflasht, wenn plötzlich eine Kirsche neben einem im Gras liegt…

Ich schaue hoch und da steht ein großer, alter Kirschbaum voller reifer, hellroter Sauerkirschen.  Einfach so!

Die Hoffnung ist nicht grün, die Hoffnung ist weder ein Anker noch eine Taube. Sie ist rot, kirschrot.

15h später: Ich bin am laufen, mal wieder. Ich hab keine Ahnung wo ich lang soll, mal wieder. Kein Mensch da den ich fragen könnte? Nein! Also gerade aus. Nach einigen Minuten sehe ich einen alten Mann er steht in seinem Garten und… PFLÜCKT KIRSCHEN …Gartentor auf, winken, lächeln und fragen. Ja, ich bin auf dem richtigen Weg, werde mit gutgemeinten Ratschlägen überhäuft und bekomme eine Tüte Kirschen. Diesmal keine Sauerkirschen, sondern Süße, Gelbliche.

Sie sind plötzlich überall, säumen meinen Weg. Kirschen. Süß und sauer, hell und dunkel von gelb bis dunkelrot, klein und groß, rundlich, herzförmig, rot- und gelbfleischig, saftig, glänzend und reif. Ich stehe bei der Dämmerung vor einem Abschnitt der Fläming Skate und muss mich entscheiden, 3h laufen ohne ein Auto, ein Dorf oder eine Stadt zu sehen oder doch den Daumen raus halten. Nach drei Stunden werde ich mit dunkelroten Herzkirschen belohnt.

Wären diese Tage eine Kurzgeschichte, wären die Kirschen wohl ein zentrales Motiv, ein Symbol. Doch sie sind keine Kurzgeschichte und deshalb sind Kirschen einfach verdammt lecker! 😀

Buchstabenschilder an der Mauer des Bahnhofs in Radis. 1. Tag der Tour Berlin Leipzig zum Zero-/First-Year Treffen UWC (United World College) in Berlin. 111,6km

Aller Anfang…

…und deshalb beginne ich mitten drin. Ja, auch ich habe eine Bewerbung geschrieben. Ja, auch ich war auf dem Auswahlwochenende. Ja, ich wurde angenommen. HongKong. Ich habe mich gefreut, gewartet, gezittert, habe an mir gezweifelt, war begeistert, überglücklich, den Tränen nahe, und jetzt bin ich hier. Mitten drin.

So soll mein offiziell ERSTES niedergeschriebenes UWC-Erlebnis, das keines war, anfangen.

Ich war auf Reisen. Leipzig-Berlin(Hbf). Das ist nicht weit, 191km (sagt google maps) 2h mit dem Auto. Nur hatte ich kein Auto, ich hatte ein altes Paar Sneakers und 191km vor mir. Das ist verdammt weit.