Sooo, genug gewartet! Weiter geht´s mit den UWC Vorbereitungen.
Das Ereignis zu dem mein Weg führte war das Zero-/First-Year Treffen in Berlin, oder zumindest nahe bei Berlin. In den Orga-mails angeprießen, als DAS UWC-Erlebnis schlechthin. „Eines der wichtigsten und schönsten Teile der UWC Erfahrung und Gemeinschaft“. Wir werden sehen…
Für mich fing DAS Erlebnis schon am Bahnhof an. Alleine, mit Koffer oder Tasche, suchend umschauend oder in kleinen Grüppchen, lachend redend über den Bahnsteig laufende UWC-Schüler. Immer noch erschöpft übersehe ich all diese Menschen, bis Emma und Fiona an mir vorbei laufen. Kopfheben, aufspringen, „Hallooooo“. Wir drei haben schon am Auswahlwochenende ausgemacht uns wiederzusehen, am Zero-/First-Year Treffen… es hat geklappt. Jetzt geht es los: begrüßen, umarmen, vorstellen, lachen, austauschen… Soviele neue Gesichter, neue Menschen, bei denen man nach zwei Minuten das Gefühl hat sie schon lange zu kennen. Auch wenn ich weiß, dass dem nicht so ist, weiß ich auch, dass ich sie irgendwann lange kennen werde.
Ein vielversprechender Anfang, ein Vorgeschmack, auf ein ganz besonderes Wochenende:
Ja, das habe ich mich schon oft gefragt und darüber sollte ich jetzt mit jemandem sprechen der Sophie heißt. Einfach so. Für die nächsten Tage sollte ich die sein, die gelaufen ist. „Ich bin Olivia“ „Ah, die die gelaufen ist“ „Ja, genau die bin ich 😀 „. Ich finde es gut, die zu sein, die glaufen ist. Der größte Wiedererkennungswert liegt scheinbar nicht in meinem Aussehen, sondern in meinem Tun. Und das ist mit Dreads schon eine ziemliche Leistung :).
Ein Wochenende voller Spiele, Gespräche, Infos, Essen, Briefe, Spaß, Gedanken… Und doch waren drei Dinge von besonderer Bedeutung für mich: Briefe schreiben, schweigen und reden.
Fangen wir an mit dem Briefe schreiben:
Eine Leine zierte vier Tage lang den großen freien Raum seitlich vom Hauptgebäude. An dieser Leine hingen Briefkuverts, blau,gelb, rot, jedes mit einem Namen darauf. Meines war gelb, Aufschrift Olivia, hing mittig. Auf der Fensterbank daneben lag weißes Papier und grüne, schwarze, blaue, rote Marker. Sobald ich Zeit hatte schrieb ich. Etwas das aufmuntert, bestärkt, was ich an ihr mag, was ich ihm für das nächste Jahr wünsche. Und so füllten sich die Umschläge, keiner blieb leer. Wenn ich wieder im Vorbereitungschaos versinke und mir alles über den Kopf wächst, hole ich das gelbe Kuvert hervor, Aufschrift Olivia, fische einen Zettel herraus und alles sieht wieder viel freundlicher aus. Bald ist es leer, den anderen geht es wahrscheinlich genauso. Ich werde mich gleich hinsetzen und ein Paar Zettel schreiben. An meine Co-Years, meine Mama, meine Freundin, meinen Bruder,… Jeder kann so einen Zettel mal gebrauchen.
Ich schrieb auch einen Brief an mich. Drei doppelte DinA4 Seiten. Ich habe mir viel zu sagen. Und trotzdem beginnt hier das schweigen. …_________… . Zum Schweigen hatten wir zweimal Zeit. Einmal beim zurücklaufen von einem See, das andere Mal eben beim Briefe schreiben. Was ich geschrieben habe weiß ich nicht mehr so genau, ich werde es nächstes Jahr erfahren. Das Gefühl war ähnlich wie beim Laufen. Die Gedanken sind geordnet, die Erlebnisse reflektiert, die Wünsche und Erwartungen kronkret formuliert. Schreib dir mal wieder, du wirst überrascht sein was dabei entsteht. 😉
Das Schweigen war vorallem deshalb so wichtig, weil man sich sonst dafür keine Zeit nahm. Ruhe bis ungefähr sieben Uhr, doch nach dem obligatorische „Guten Morgen“ gab es keine Pause mehr. Beim Frückstück; über den letzten Tag, auf dem Weg zu den Räumen; über Fotografie und Versagensängste, beim Warten; über die Wahlergebnisse und -prognosen, während der Gruppenarbeit; über Interpretationen von Kunst und wie interaktiv Kunst sein kann, beim Briefe schreiben; über Tipps fürs Internatsleben, bei den Präsentationen; über das Schulsystem, bei der Wanderung; über die Rechtfertigung wenn einem Elternteil „die Hand ausrutscht“, am Lagerfeuer; über Dreads… usw. von dem besten Kartoffelsalatrezept, über Gedankenexperimente von einem gemeinsamen Gehirn, bis hin zur Debatte zur Legalisierung von Cannabis war einfach alles dabei.
Mit jedem konnte man lachen, mit jedem diskutieren, von jedem lernen und selbst etwas vermitteln. Es ist überwältigend so konzentriert so vielen interessierten, informierten, offenen Menschen zu begegnen. Letzendlich sind es wirklich die Menschen, die UWC ausmachen.
Danke, für die tolle Stimmung, die Zeit, die Erfahrungen, für Gespräche und alles andere.
…nächstes Jahr wieder…