3. Tag Trebbin

„WOHL IST DEM DER DANN UND WANN WAS GANZ VERRÜCKTES MACHEN KANN“

– ein weises Türschild, Jüterbog 2015 –


Verrückt?

Mehr oder weniger spontan nach Berlin laufen: Nicht für mich!

Keine Karte/Handy/Ahnung haben: Vielleicht für andere!

Jonglierend mehrere Kilometer zurück legen: Ach was!

Sich auf einem Sofa am Straßenrand ausruhen: Die Autofahrer haben bestimmt aus einem anderen Grund gehupt!

Mit „fremden“ Menschen sprechen/mitfahren/…: Seit wann ist DAS verrückt?

Den angebotenen Schlafplatz nicht ausschlagen: Das Gegenteil wäre verrückt gewesen!

Mitteilen, dass ich kein Fleisch essen möchte: Für meinen Gastgeber auf jeden Fall!

Habe ich in den vier Tagen überhaupt etwas Verrücktes getan? Meiner Meinung nach nicht, Schade. Andere sehen das Anders. Aber warum? Weil ich spontaner bin? Weil für mich Unbekanntes kein Grund ist Angst zu haben? Weil ich mache was ich gerade für richtig halte? Weil ich auf Menschen zugehe?


9:30 aufstehen, ich merke wie die Motivation dazu sinkt, sobald ich in einem warmen, weichen Bett liege. Los, lauf! Nö! Ich habe am Wochenende Keulen ausgliehen bekommen und es wäre doch Schde, wenn die nicht genutzt werden. Eine Grundschulklasse kommt vorbei: „Oh!“ „Wow, guck mal was die macht.“ „Krass!“ „Hallo du da, wie machst du des?“…

13:00 Ich bin dann mal weg. Raus aus Jüterbog. Richtung? Trebbin! Heute lasse ich es ruhig angehen. Mittagessen? Mangoeis!

13:30 Bälle auspacken, der Radweg ist eben und wenig befahren, 7km? 6 drops! Bälle einpacken und noch 11km dank möglichst vielen Umwegen.

17:30 Ortsschild Luckenwalde. Einmal quer durch Luckenwalde. Lächeln, grüßen, Geld abheben, Buttermilch kaufen, Strohhalm „klauen“.

18:00 Meine Beine sind schwer, meine Erkältung macht sich also doch noch bemerkbar. Danke dafür. Und was steht am Ortsausgang?

Sperrmüll? Sollte es wahrscheinlich sein, sieht aber nicht danach aus. Bündig zum Straßenrand steht ein Sofa. Dunkelstbrauner Kunstlederbezug, modern, die Sitzfläche etwas abgescheuert, abgeflachte Armlehnen. Danke an die ehemaligen Besitzer, aber jetzt gehört es mir. Ich habe es gefunden, ich darf es behalten. Rucksack abstellen, Beine hochlegen. Nur ein Paar Minuten ausruhen und schon hupt das erst Auto, der Fahrer grinst. Eine Radfahrerin winkt. Die Mutter erklärt ihrem Sohn weshalb da jemand auf einem Sofa am Straßenrand liegt, schade dass ich ihre Erklärung vergessen habe :).

18:30 Eingeschlafen! Sowas passiert auch nur mir. Naja, noch 20km, wenn ich in eine andere bewohnte Gegend möchte. Und das möchte ich. Aber mit einem Sofa kommt die Bequemlichkeit, Daumen raus!

18:31 Gleich das erste Auto hält. Trebbin? Ja, klar! Nicht gleich nach Berlin? Nein, dieses Gefühl lasse ich mir nicht nehmen, ich werde das erste Mal Berlin sehen!


Die Sache mit den Menschen…

SIE SIND ÜBERALL! Egal ob in Städten und Häusern oder in Dörfern, Gärten und Straßen. Manchmal treiben sie sich auch im Wald herrum. Sie sind vor mir, aber auch wenn ich die Richtung ändern würde bekäme ich sie zu Gesicht. Links, rechts, vorne, hinten. Ich lächel sie an, weil ich mich freue sie zu sehen. Sie erzählen mir Geschichten und sind neugierig. Mit ihnen erlebt man die schönsten/verrücktesten/bewegendsten Momente im Leben. MENSCHEN.

Viele können es kaum glauben, aber unbekannte Menschen entführen, morden, stehlen, und vergewaltigen nicht häufiger als man selbst!

1/3 Grundvertrauen + 1/3 Menschenkenntnis + 1/3 Offenheit = 3/3 Naivität oder spannende/lustige/… Begegnungen mit, bis dahin „fremden“, Menschen

… wer hat mich also nach Trebbin mitgenommen? Ein Chorleiter aus Berlin. Er war selbst schon mal in HongKong, Tournee. Nettes Gespräch, bewundernde und bestärkende Worte (danke dafür), und schönen Abend noch.

Jetzt bin ich also in Trebbin. Einmal kreuzundquer ablaufen. Wo schlaf ich hier am besten? Fragen kostet nichts.

Ich so: „´Tschuldigung…“

Er so: „…-berlinerisch-…“ (Es kann nicht mehr weit sein.)

Ich so: ?

Alles geklärt, ich könnte bei ihm schlafen. Warum nicht? Danke, für Dusche, Essen und Bett.

Aber das wirkliche Problem kommt noch. Ich esse kein Fleisch, nein, auch kein Fisch. Ich denke schon gar nicht mehr daran, wenn mir jemand etwas zu essen anbietet, blöd nur wenn man zwischen Flammkuchen (natürlich mit nur ganz, ganz kleinen Schinkenstücken), Pizza Hawaii und Thunfischpizza (wobei Thunfisch ja kein Fleisch sondern Fisch ist und ich es deshalb bedenkenlos essen können sollte) wählen soll.

Bestes Kommentar dazu: „Wat hastn du die janze Zet jegessen? Bei den Kühen uff die Weiden?“

Und weil Vegetarier bekanntlich nur Grünzeugs essen, bekomme ich Tiefkühlgemüse. Blumenkohl, Erbsen, Möhren und Mais. Es ist warm und macht nach dem zweiten Teller sogar satt, ich kann mich nicht beklagen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s